Regierung
von Chiapas räumt LandbesetzerInnen
Unterstützungsgemeinde der zapatistischen Bewegung im Pulverfass
Montes Azules geräumt MenschenrechtlerInnen und Presse ohne Zugang Eskalation droht Nach Angaben
des renommierten Menschenrechtszentrums "Fray Bartolomé de Las Casas"
aus San Cristobal, Chiapas, wurden in der Siedlung Nuevo San Rafael im Biosphärenreservat
"Montes Azules" 23 Häuser abgebrannt und mindestens eine Person
festgenommen. Die Gemeinde, die mit der zapatistischen Befreiungsbewegung
sympathisierte, ist seit dem 22. Januar von rund 40 Polizisten und Marinesoldaten
besetzt. Sämtlichen sozialen Organisationen und PressevertreterInnen wird der
Zutritt zur Gemeinde verweigert. Die Regierung hatte zuvor geleugnet, dass es
sich um eine Räumung gehandelt habe. Zwei Tage später bestätigte die
mexikanische Tageszeitung La Jornada jedoch den Verdacht zahlreicher unabhängiger
Organisationen. Kurz davor wurden an der Grenze zu Guatemala bei der Räumung
zweier "illegaler" Siedlungen bereits Hunderte Indígenas vertrieben
und Dutzende festgenommen, die UnterstützerInnen anderer, kleinerer Bauernorganisationen
sind. In allen Fällen wird der Polizei unangemessene Brutalität vorgeworfen. Regierungsminister
Rubén Velázquez López erklärte, dass "keine weiteren Landbesetzungen"
geduldet würden. Dazu ist festzustellen, dass die Mehrheit der Siedlungen
bereits seit Jahren bestand. Insgesamt sind bis zu 40 Gemeinden räumungsbedroht.
In der Regel sind die LandbesetzerInnen Flüchtlinge, die wegen Landmangel
oder ihrer oppositionellen Haltung ihre Heimatdörfer verlassen mussten. Die
angeblich "weiche" und deeskalierende Linie der neuen
chiapanekischen Regierung unter Pablo Salazar - ehemaliges Mitglied der
jahrzehntelang herrschenden Institutionellen Revolutionären Partei PRI -
scheint damit endgültig beendet zu sein. Die Zapatistische Befreiungsarmee
EZLN hatte im Dezember 2002 angekündigt, keine Aggressionen gegen
Unterstützungsgemeinden zu dulden. Im Biosphärenreservat stehen sich die
Interessen von lokalen Kaziken, Regierung und Unternehmen sowie die Autonomieforderungen
der marginalisierten indigenen Landbevölkerung diametral entgegen. Während die
mittellosen Siedlerinnen und Siedler - in der Regel vor mehreren Jahren -
neue Dörfer gründeten, um überleben zu können, befürchten Staat und
Wirtschaft einen Einfluss- und Einkommensverlust in der artenreichen
Dschungelzone. Mexikanische und internationale Organisationen haben Proteste
gegen die staatliche Eskalation eingeleitet. Mit Spannung werden die Reaktion
der EZLN und der anderen unabhängigen Organisationen erwartet. Die Region
Montes Azules bleibt ein Pulverfass von überregionaler - auch symbolischer -
Bedeutung. Gruppe B.A.S.T.A., 30.1.2004 -> Startseite Gruppe
B.A.S.T.A. |